Die inner französische Reaktion auf Macrons Einlösung des Wahlversprechens, die Verwaltungshochschule ENA aufzulösen, fiel überraschend heftig aus. Kaum ein Kommentator ließ ein gutes Haar an der Entscheidung, obwohl das Mandarinen-system der Elitenbildung seit Jahrzehnten umstritten ist. Ein Blick zurück: als De Gaulle 1945 die Verwaltungshochschule gründete, war er genau genommen von den selben Motiven geleitet, wie die Gründer der ersten europäischen Universitäten des Mittelalters, nämlich dem Staat eine Ausbildungsstätte für seine Beamten (sowie den Klerus) zu schaffen. Da die ENA innerhalb Europas jedoch ziemlich einmalig dastand, sich aber gleichzeitig ihr Ruf rasant verbreitete, gab es lange Zeit Probleme bei der internationalen Zusammenarbeit. Deutsche Traditionsuniversitäten etwa rümpften die Nase. Die ENA sei eigentlich gar keine Universität, da dort nur Lehre und nicht auch Forschung betrieben werde. Sie müsse deshalb bei der Kooperation mit Deutschland sich einen Partner bei den Fachhochschulen suchen. So wurde die Fachhochschule Reutlingen die Partnerhochschule der ENA. Erst der europäische Bologna-Prozess hat diesem ungleichen Verhältnis ein Ende gemacht.
Le partenariat entre l’ENA et la Fachhochchule de Reutlingen n’a pas duré
Der Zentralismus war ein weiteres Problem. Der Sitz der ENA in Paris wurde als Grund für die Zementierung der Strukturen ausgemacht. Die Verlegung nach Straßburg sollte dem abhelfen. Doch hatte man die Rechnung ohne den Wirt bzw. den TGV gemacht. Bei zwei Stunden Fahrzeit konnten die Dozenten (und sogar ein Teil der Studenten!) in Paris wohnen bleiben, die später eingeführte Präsenzpflicht hat das Problem auch nicht beseitigt…